Klavier erweitert – Erwin Stache: Piano Kabinett
Finissage: Klangmaschinen Performance 3. November um 19:30 Uhr
Auf Einladung von Matjö – Raum für Kunst werde diese Klangkunstausstellungen kuratiert von Georg Dietzler. Mehr zur Veranstaltungsreihe Raumklänge – Klavier erweitert
http://www.gerngesehen.de/
Erwin Stache: Piano Kabinett
Mechanische und elektronische Klang-Kunst-Objekte rund ums Klavier.
Eröffnung: Mi., 19. Oktober 2016, 19 Uhr
Geöffnet 20. Oktober bis 3. November 2016 (Di – Do 15 – 18 Uhr + Fr 21. Oktober 17 – 19 Uhr u.n.V.)
Performance in der Ausstellung Piano Kabinett: Fr. 21. Oktober 2016, 18 Uhr
2016 stehen die Raumklänge unter dem Motto Klavier erweitert. Klavier erweitert liest sich wie eine phantastische Geschichte über Tasteninstrumente und zeitgenössischen Erfindergeist in der Musik. In den Konzerten und Ausstellungen steht der Klang des Klaviers, des präparierten, verfremdeten Klaviers und anderer, teils selbsterfundener, umgebauter Instrumente im Mittelpunkt: ob Schifferklavier, Toy Piano, Flügel, Orgel, Clavichord, Harmonika, Chordeograph oder das erweiterte Klavier, reduziert auf Bauteile wie einzelne Seiten und Hämmer. Die Reihe Raumklänge – Klavier erweitert versteht sich als Plattform fu?r raumerforschende Musik, Hörstudien und erweiterte Aufführungspraxis. Vorgestellt werden Klaviere als Raumkörper, in ihrer ganzen Klangfarbenbreite zwischen Neuer Musik, Klangkunst und Performance. Mal ernst, mal im Beat populärer Musik oder mit augenzwinkerndem, spitzbu?bischem Witz mechanischer und elektronischer Klavier-Klang-Apparate. In der fu?nften Zusammenarbeit der Kulturabteilung der Stadt Pulheim mit dem Kölner Ku?nstler-Kurator Georg Dietzler stößt das Museum Morsbroich als neuer Kooperationspartner hinzu. Raumklänge – Klavier erweitert, eine Kooperation im Rahmen der regionalen Kulturpolitik NRW, der Stadt Pulheim, Museum Morsbroich und freies rheinland e.V. in Zusammenarbeit mit ON – Neue Musik, Köln wird gefördert vom Ministerium fu?r Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Kultursekretariat NRW Gütersloh, Konzert des Deutschen Musikrates. Die Ausstellungen im Matjö – Raum für Kunst des Kulturwerks des BBK Köln e.V. werden ermöglicht durch die Förderung der Stadt Köln, Kulturamt und der RheinEnergie Stiftung Kultur. Kurator Georg Dietzler www.dietzlerge.org & http://www.gerngesehen.de/
ERWIN STACHE geb. 1960 in Schlema im Erzgebirge, ist Komponist, Klangkünstler und Objektebauer. Er lebt in Beucha bei Leipzig. Seine Installationen verbinden Klang und Musik mit bildkünstlerischen Elementen und basieren zumeist auf einer humorvollen Verfremdung alltäglicher Gegebenheiten. Er erfindet neue Musikinstrumente, realisiert Dauerinstallationen im öffentlichen Raum und baut Hörspielplätze, wo Spielgeräte zu Klangobjekten werden. Einige Objekte befinden sich in Museen und an Erlebnisorten im öffentlichen Plätzen und Spielplätzen. Mit fünfzehn Jahren baute er seinen ersten Synthesizer unter der schwierigen Materialbeschaffungssituation der DDR. Er studierte vorerst Mathematik und Physik und erhielt hernach eine Ausbildung im Fach Klavier und Orgel. 1984 reparierte er die Orgel der Beuchaer Bergkirche und wirkte bis 2001 an selbiger als Organist. Seit 1983 ist er freiberuflich als Musiker, Klangkünstler, Komponist und Objektebauer tätig und entwickelt eigene elektronische Instrumente. Im Jahre 1993 realisierte er zusammen mit Henry Schneider die alljährlich aufgeführte Landmaschinensinfonie in Stelzen bei Reuth – Stelzenfestspiel bei Reuth. Durch Steffen Schleiermacher und Josef-Anton Riedl eröffneten sich Kontakte zur Neuen Musik, woraufhin sich der Klangkünstler mit facettenreichen Installationen und Aktionen an einer Vielzahl von Festivals in z.B. Donaueschingen, Witten, München, Berlin, Frankfurt/M, Leipzig, Bremen, Hannover beteiligte. Es entstand die Inszenierung für Kinder und Jugendliche "Musik fällt aus" — zu jedem Schulfach ein Musikstück 2011 war er Stadtklangkünstler von Bonn. Zusammenarbeiten mit dem Künstler-Kurator Georg Dietzler gibt es seit 2005. SZ, 30. November 1998 Der bei Leipzig lebende Komponist/Erfinder Erwin Stache meint den Schall. Und dem nähert er sich seit fast zwanzig Jahren bastelnd. Es ist ein DDR- Phänomen: Aus dem Radio hörte man zeitgenössische elektronische Klänge, und da es die Apparaturen dafür im Osten kaum gab, sammelte man Gegenstände vom Sperrmüll oder aus alten Betrieben. Mit ihnen, kühn erfinderisch verflochten, suchte man das westliche High-Technology-Klangdesign nachzustellen. Das gelang bestenfalls annähernd, aber eine neue Erfahrung stellte sich ein: Die Klänge aus diesem Retortenwerk lebten — im Gegensatz zu ihren westlichen Vorbildern. So werkelte Stache unermüdlich weiter: baute Schächtelchen, die beim Öffnen wie vor Schmerz quietschen oder auch wichtigtuerisch eine Nachricht von sich geben, im Chor singende Briefmarkenalben, quäkende Schalthebel, ein Gestängewerk, das in sturer Beharrlichkeit ein, zwei Töne auf dem Klavier anschlägt, V‑förmig aufgestellte Zithern, auf die von Förderbändern transportierte Kügelchen fallen, einen mannshohen, samtig schwarz verhangenen Kasten, der in gutturalem Opernton zu Arien anhebt. Oder er benutzte einfach Herumliegendes, um es durch elektronische Klangabnahme in seine klangliche Alchimistenstube zu integrieren: Nürnberger Scheren, Grillroste, ein Tischfußballspiel mit an Federn befestigten Männchen, die sich fast wie ein afrikanisches Daumenklavier bedienen lassen. Dazwischen menschelt Stache. Im Typus eines gedankenverlorenen Erfindergenies durchsucht er sein installiertes Labor, öffnet hier einen Klang, schrickt dort vor einem aufmurrenden Gegenstand zurück, findet sich am Klavier zu einer anarchischen Improvisation ein. Und auf einmal wächst eine wunderbar stimmige musiktheatrale Aktion heraus. Die Gegenstände scheinen ihren Zaubermeister zu lieben wie eine im Warmen geborgene Schar von Haustieren. Ein gemeinsames Konzept entsteht, Stacheophonie. Sichtlich hatte das Publikum im Marstall daran größtes Vergnügen. Nicht nur, weil die absurden, manchmal störrisch penetranten Klänge unmittelbar Heiterkeit evozieren. Gespürt wurde eine ganz unmittelbare Kraft der Kreativität. Sie steckte voller Hintersinn, ohne anzugeben, worin dieser liege (Mensch-Maschine? Das Arme und das Reiche? Ratio und Wunder? Das "Zeug" Heideg- gers?). In diesem Geheimnis aber lagen schon immer wesentlich Größe und Gelingen künstlerischer Arbeit verborgen. REINHARD SCHULZ
http://www.erwin-stache.de
Eindrücke von der Eröffnung:
Eindrücke der PIANO KABINETT KLANGMASCHINEN PERFORMANCE zu AIC ON 2016: