*cosmos* – Cordula Hesselbarth
Eröffnung: 12.12.2024, 19 Uhr
Eröffnung: 12.12.2024, 19 Uhr
Laufzeit: 12.12.2024 – 30.01.2025
Vom 23.12.2024 – 6.1.2025 machen wir Winterpause und sind nur sporadisch erreichbar.Unser Büro und die Ausstellung im Matjö bleiben während dieser Zeit geschlossen.
*cosmos* – Zeichnungsskulptur
Aus der jahrelangen Beschäftigung mit Phänomenen und Prinzipien in der Natur, die Cordula Hesselbarth in zahllosen Skizzen, visuellen Versuchen und digitalen Experimenten festhielt und untersuchte, entstand die Installation *cosmos*, eine schwebende Raumskulptur aus Zeichnungs-Blättern, die an einen Asteroidenschwarm oder Partikelwolken erinnern könnte.
In der Bewegung um den Schwarm aus Blättern können sich die Betrachter*innen das Volumen der Zeichnungsskulptur erschliessen. Die Drucke und Zeichnungen befinden sich auf unterschiedlichen Papierarten, von Zeichenkarton über Transparentpapier, Japanpapier, Bütten bis hin zu Folien. Die meisten Bildträger sind opak, einige wirken lichtdurchlässig, andere ganz transparent. Über die Rauminstallation legt sich eine Videoprojektion aus bewegten Linienspielen, Punktwolken und Schwarmformationen, die schweben, wirbeln oder fallen. Die animierte Choreografie aus Licht und Klang interagiert mit der Rauminstallation und fließt schemenhaft ephemer durch die verschachtelte Formation aus Zeichnungsblättern.
Das filigrane Werk *cosmos* umfasst gewissermaßen das „Ideen-Universum“ der Künstlerin. Die Skizzen-Konstellationen sind hierbei nicht zufällig aufgebaut, vielmehr imitieren sie morphologische Entwicklungsprinzipien, die wissenschaftlichen Regeln ähnlich sind, aber natürlich keinesfalls wissenschaftlich korrekt. Die Inszenierung folgt einer eigenen Systematik, ähnlich einer quasi-wissenschaftlichen Forschungsarbeit.
So erkennt man eine Evolution aus der Linie zur Form, zunächst Linienbündel, die sich verknoten, Kritzeleien. Dann werden die Linien gekrümmt durch Wellen, also durch eine Polarität, die auf sie einwirkt. Es entstehen allmählich gerichtete Kräfte, die Formen herausbilden. Daraus werden Körper, es folgt Wachstum. Später entwickelt sich Dynamik, die in Wellenbewegungen, Oszillation, Spiralbewegungen mündet. Daraus fliegen Zeichnungen wie ein Vogelschwarm auf, schweben, stürzen, wirbeln. In der anderen Richtung beginnen die Linien sich zu verbinden, bilden Gewebe-Formationen wie Dendriten, Äste oder Wurzeln aus, werden zu Netzwerken. Daraus entstehen komplexere Systeme, diese werden funktional, sie interagieren wie Nervenzellen, Synapsen. Komplexe Systeme, die sich selbst organisieren, sich ordnen. Es bilden sich daraus Muster, Ordnungen, Matrix. Alles mündet in die Ursprungsenergie der Formbildung, in die Dualität von schwarz und weiß, die Polarität aus Plus und Minus als Grundlage für die Genese alles Existierenden.
Über die Künstlerin:Cordula Hesselbarth arbeitet und lebt in Münster sowie in València (Spanien). Sie studierte an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), an der Kunstakademie Münster und an der Fachhochschule Münster. Seit 2002 ist sie Professorin für mediengestützte Wissenschaftsillustration an der Münster School of Design (MSD) der Fachhochschule Münster.
In ihrer künstlerischen Arbeit bewegt sie sich in einem Spannungsfeld zwischen Kunst und Naturwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit Strukturen in der Natur, den physikalischen Gesetzen und Dynamiken, die diese Formen hervorbringen, und nutzt experimentell Naturkräfte zur Bildgenerierung, die sie in digitalen und manuellen Malereien und Zeichnungen, Papierarbeiten sowie installativen Raumcollagen und Videoinstallationen umsetzt. Bewegung ist ein zentrales Element in ihrer Arbeit. Viele der Arbeiten scheinen Momentaufnahmen von Prozessen zu sein. Aus einer intensiven Beschäftigung mit der Linie entstanden Arbeiten, die das Genre der klassischen Zeichnung erweitern, die Linie aus Fläche und Format des Bildträgers herauslösen und den herkömmlichen Begriff von Zeichnung hinterfragen. In ihren dreidimensionalen Raumzeichnungen und animierten Linienformationen überschreitet die Künstlerin die Grenzen der Zeichnung in Richtung von Skulptur, Raum und Bewegung.