Marie Köhler – Can a chicken change the world?
26. 07. – 16. 08. 2018
Eröffnung Do. 26. 07., 19 Uhr
„Das Auge ist nicht nur Spiegel, sondern auch berichtigender Spiegel.
Das Auge muss es uns ermöglichen, die kulturellen Irrtümer zu korrigieren. Ich sage nicht die Augen, sondern das Auge, und man weiß, worauf dieses Auge verweist; nicht auf die Hornhaut, sondern auf jenes überaus gleichmäßiges Leuchten, dass aus Van Goghs Rot quillt, einem Konzert von Tschaikowsky entweicht, verzweifelt sich an Schillers
Hymne an die Freude klammert, sich vom peristaltischen Aufschrei Césaires treiben lässt.“
Frantz Fanon „Schwarze Haut, weiße Masken“ (1952)
Marie Köhler bewegt sich zwischen tradierten Kunstsparten und fokussiert sich in ihrer, mit Selbstinszenierungen begonnenen Arbeit, in den letzten Jahren konsequent auf das Verhältnis von Europa und Afrika.
Ein Fokus ihrer Arbeit liegt dabei auf den unterschiedlichen Reiseanlässen nach Afrika, vor allem im Charity-Kontext, welche oft von einem Wunsch nach Differenzerfahrung getragen sind und gleichzeitig der Herstellung und Bestätigung der eigenen Identität dienen sollen. Die Auseinandersetzung mit theoretischen Erörterungen zu diesem Thema und die Beobachtung in der Praxis zeigen dabei mitunter deutlich, dass der vermeintlich Helfende nicht unbedingt immer Gutes tut.
In ihren Arbeiten beschäftigt sich Marie Köhler mit der Ambivalenzen unseres Verhältnisses zu Afrika zwischen akzeptierter Notwendigkeit von Entwicklungshilfe, fortgesetzter, wirtschaftlicher Ausbeutung und Erschließung der Märkte der Zukunft, um offen zu legen, wie dieses Verhältnis – ihren Eindrücken nach – als ein als zutiefst selektives und gespaltenes gesehen werden muss.
So dokumentiert die Künstlerin einerseits Erlebnisse und Erfahrungen, von denen sie glaubt, dass sich in ihnen ein Verschieben und Auflösen von Perspektiven zwischen den gegenseitigen Rollenzuschreibungen zeigt. Andererseits versucht sie die ständigen Veränderungen ihres eigenen Blickwinkels und das andauernde Verwiesen-Sein auf sich als Akteur in diesem Zuschreibungsregime einzufangen.
Dabei verarbeitet sie beobachtete Bilder und Situationen in der Interaktion zwischen (helfenden) Weißen und mit diesen interagierenden Afrikaner*innen ebenso, wie sie versucht, einen Blick auf ihr eigenes, strukturellesVerstricktsein zu werfen, dieses zu reflektieren und einen Umgang damit zu finden.
Die Rauminszenierung von Marie Köhler findet im Rahmen des Gleichstellungspreises 2017 der Kunsthochschule für Medien statt. Marie Köhler erhielt die Lobende Erwähnung.
Mit Unterstützung der Gleichstellung der KHM, des Kulturamts der Stadt Köln, der Rheinernegie Stiftung | Kultur, der Kunstförderer Köln.