Slinko ⁄ Céline Berger — Bitter Harmony

                                   
Eröff­nung: 26.09.2024, 19 Uhr Laufzeit: 26.09.– 24.10.2024

Eröff­nung: 26.09.2024, 19 Uhr
Laufzeit: 26.09.– 24.10.2024

Slinko ⁄ Céline Berger — Bitter Harmony 

Slinko und Céline Berger lernten sich im Oktober 2020 während einer Online-Residenz kennen. Sofort entdeckten sie eine starke persön­liche und künst­le­ri­sche Verbin­dung und begannen, sich virtuell zu treffen. Vier Jahre später setzen sie ihre zweiwö­chent­li­chen Online-Atelierbesuche noch immer fort, um einander zu unter­stützen und sich Feedback zu geben. Obwohl sie unter­schied­liche Hinter­gründe haben, teilen Slinko und Berger die Erfah­rung, in utopi­schen, aber letzt­lich geschei­terten Gesell­schaften gelebt zu haben, sowie ein tiefes Inter­esse an den sozialen, struk­tu­rellen und körper­li­chen Dimen­sionen der Arbeit.

Für ihre Ausstel­lung „Bitter Harmony“ vereinen Berger und Slinko zwei scheinbar gegen­sätz­liche Bilder: idylli­sche Szenen einer franzö­si­schen Kommune der 80er Jahre und eine postin­dus­tri­elle, kriegs­zer­störte Landschaft. Mit der Zusam­men­füh­rung dieser Themen in einem Raum unter­su­chen beide Künst­le­rinnen die konsum­ori­en­tierten Dimen­sionen sozialer Kohäsion und die Reaktion der Natur auf extrak­ti­vis­ti­sche  Hinterlassenschaffen.

In Bergers Makramee-Arbeiten werden Bilder vom Beisam­men­sein der Gemein­schaft zerschnitten und dann sorgfältig wieder zusam­men­ge­fügt. Sie hängen im Raum als Dokumente der mühsamen Arbeit, die erfor­der­lich ist, um sozialen Konsens zu schaffen, der oft von konkur­rie­renden Kräften zerrissen wird. Die Bilder verflechten sich in einem System aus kompli­zierten Wendungen und Verstri­ckungen — Allianzen, Verhand­lungen, Kompro­missen und Überzeu­gungen — inner­halb einer Gemein­schaft, die bestrebt ist, sich eine andere Welt zu schaffen. Unter Anspie­lung auf ihre persön­liche Erfah­rung, in einem solchen sozialen Experi­ment gelebt zu haben, hebt Berger die inneren Spannungen hervor, die mensch­liche Bezie­hungen sowohl verbinden als auch ausein­an­der­reißen. Durch diese Webar­beiten verwi­schen idylli­sche Visionen und persön­liche Erinne­rungen die Grenzen zwischen Wünschen und Enttäu­schungen, Errun­gen­schaften und Misserfolgen.

Slinkos überspitzte und vergrö­ßerte Studien  von Unkraut gehen einen Dialog mit den gewebten Bildwerken ein. Sie fügen eine neue Dimen­sione hinzu: inspi­riert durch den Zusam­men­bruch der Sowjet­union, ihre Kindheit in der stark vom Bergbau gezeich­neten  Donbass-Region und die ökolo­gi­schen Katastro­phen des aktuellen Krieges in der Ukraine, stellt Slinko die Natur nicht als fügsam oder wohlwol­lend dar, sondern als ein macht­volles Poten­zial, welches mit bedroh­li­cher Kraft zurück­zu­schlagen kann. Große, geschweißte Stahl­mo­delle von Unkräu­tern wie Stier­distel, Gänse­distel und Samtpappel breiten sich über den Galerie­boden aus. Diese Pflan­zen­formen, die Spreng­fallen ähneln, liegen auf der Lauer und versinn­bild­li­chen ihr Poten­zial zur biolo­gi­schen Boden­sa­nie­rung und zur Bekämp­fung von Boden­ero­sion in einer Landschaft, die von den toxischen Hinter­las­sen­schaften des Bergbaus und des Krieges gezeichnet ist.

Bitter Harmony“ bietet dem Publikum Raum, um über die Zerbrech­lich­keit des Gleich­ge­wichts zwischen wider­sprüch­li­chen mensch­li­chen Bedürf­nissen nachzu­denken und deutet an, wie viel Arbeit es bedarf, um sozialen Zusam­men­halt zu schaffen und zu erhalten. Auch nicht-menschliche Akteure, wie Pflanzen, werden in den Dialog einbe­zogen, mit Werken die die Fähig­keit der Natur unter­strei­chen, sich anzupassen, zu entwi­ckeln und auf unsere Handlungen zu reagieren.

BIOS

Die franzö­si­sche Künst­lerin Céline Berger lebt und arbeitet in Köln, Deutsch­land. Ausge­bildet in Physik und Materi­al­wis­sen­schaften, arbei­tete sie von 1997 bis 2008 als Produktions- und Projekt­in­ge­nieurin für verschie­dene inter­na­tio­nale Mikro­elek­tronik­un­ter­nehmen. Seit 2009 ist sie als Künst­lerin aktiv und schloss 2012 ihr Studium an der Kunst­hoch­schule für Medien Köln ab. 2012 – 13 war sie Stipen­diatin an der Rijks­aka­demie van beeldende kunsten in Amsterdam. In ihren Objekten, Videos und Instal­la­tionen unter­sucht Céline Berger das Berufs­leben. Ihre Arbeiten konzen­trieren sich haupt­säch­lich auf alltäg­liche Routinen, kleine Gesten oder Verhal­tens­muster, die unser tägli­ches Leben prägen. Sie versteht ihr künst­le­ri­sches Schaffen als Suche nach neuen Wegen, das Konzept von Arbeit zu hinter­fragen – jenseits von Verein­fa­chungen, Ironie, morali­sie­rendem Unterton oder Fatalis mus.

Slinko, geboren in der Ukraine, ist eine multi­dis­zi­pli­näre Künst­lerin, die derzeit in den Verei­nigten Staaten lebt. Ihre Praxis umfasst eine breite Palette von Medien, darunter politi­sche Satire, Zeich­nung, bewegte Bilder, Perfor­mance, Druck­grafik und Grafik­de­sign. Ausge­hend von ihren Erfah­rungen, die sie in der ostukrai­ni­schen Region Donbas in den letzten Jahren der Sowjet­union gemacht hat, verbindet Slinko persön­liche Geschichte mit wissen­schaft­li­cher Erkennt­nisse. Stark bewusst der Tatsache, in welchem Maße Desil­lu­sio­nie­rung und Enteig­nung ihre eigene Lebens­er­fah­rung prägen, betont Slinko Resilienz, Hoffnung und Humor, um der persön­li­chen Handlungs­fä­hig­keit greif­bare Formen zu verleihen.

LINKS: 

https://​www​.studio​slinko​.com
https://​www​.celine​berger​.com

https://www.kivvon.com/de/koeln/slinko-und-celine-berger-zeigen-im-matjoe-die-vergaenglichkeit-von-zukunftshoffnungen